«Wer diese Prüfungen besteht, ist topqualifiziert und hat etwas Wertvolles erreicht.» 

Thomas Reuteler, Embrach

Aus der Sicht eines Dozenten und Prüfungsexperten

Thomas Reuteler hat im Rechnungswesen und Controlling den klassischen Bildungsweg beschritten. Nach der kaufmännischen Grundbildung folgte 2005 der Fachausweis als Fachmann im Finanz- und Rechnungswesen. Ein Zwischenjahr war dem Business-Englisch gewidmet, bevor 2009 das Diplom als Experte in Rechnungslegung und Controlling folgte. Es sei sein Ziel gewe­sen, dieses vor dem 30. Geburtstag in der Tasche zu haben. Geschafft! Bereits ein Jahr später liess er sich als Dozent verpflichten – an der KV Business School Zürich für Fächer wie Kostenrechnung, Finanzbuchhaltung oder Geldflussrechnung, an der Controller Akademie in den Kursen zur Prüfungs­vorbereitung. Zudem ist Thomas Reuteler Business Controller in der CWS-boco Suisse SA, einer Tochter des deutschen Haniel-Konzerns, und dort für das Kostencontrolling von Wäschereien in mehreren Ländern (Deutschland, Österreich und Schweiz) verantwortlich.

Selber Fachausweis- und Diplominhaber, kennt Thomas Reuteler die berufliche Weiterbildung im Rechnungswesen und Controlling auch als Dozent und Prüfungsexperte. Er gibt Einblicke in die Vernetzung von Theorie, Praxis und Prüfungswesen. 
 

Interviewpartner Thomas Reuteler hat im Rechnungswesen und Controlling den klassischen Bildungsweg beschritten. Nach der kaufmännischen Grundbildung folgte 2005 der Fachausweis als Fachmann im Finanz- und Rechnungswesen. Ein Zwischenjahr war dem Business-Englisch gewidmet, bevor 2009 das Diplom als Experte in Rechnungslegung und Controlling folgte. Es sei sein Ziel gewe­sen, dieses vor dem 30. Geburtstag in der Tasche zu haben. Geschafft! Bereits ein Jahr später liess er sich als Dozent verpflichten – an der KV Business School Zürich für Fächer wie Kostenrechnung, Finanzbuchhaltung oder Geldflussrechnung, an der Controller Akademie in den Kursen zur Prüfungs­vorbereitung. Zudem ist Thomas Reuteler Business Controller in der CWS-boco Suisse SA, einer Tochter des deutschen Haniel-Konzerns, und dort für das Kostencontrolling und das Reporting von Wäschereien in mehreren Ländern (Deutschland, Österreich) verantwortlich.

Sie sind je etwa hälftig in der Wirtschaft und in der Weiterbildung beschäftigt. Inwiefern profitieren Ihre Arbeitgeber von dieser Zweigleisigkeit?

Die Arbeitsbereiche sind in einem Wechselspiel. Als Dozent möchte ich Theorie erlebbar machen und arbeite wo möglich konsequent mit Beispielen aus der Praxis. Die Studierenden können den Transfer ihres Stoffs ins Berufsleben besser nachvollziehen und sehen, wie gut die Theorie dort funktioniert. Umgekehrt profitiere ich im Unternehmen davon, theoretisch à jour zu bleiben. Besonders relevant ist dies zum Beispiel für die wandlungsfähige Finanzbuchhaltung. Letztlich befruchten sich Theorie und Praxis bei mir ähnlich wie bei meinen Studierenden. Sie bringen ja auch ihre Erfahrung aus dem Berufsalltag in den Unterricht ein und nehmen das theoretische Rüstzeug an den Arbeitsplatz mit. Die resultierende Kompetenz ist auf Arbeitsmarkt stark gefragt.

Ist die Vernetzung von Theorie und Praxis in der beruflichen Weiterbildung anders als bei anderen Bildungswegen?

Ein Alleinstellungsmerkmal ist sicher, dass es in der beruflichen Weiterbildung bis zu den Prüfungen einen Nachweis über mehrere Jahre Berufserfahrung in diesem Fachbereich braucht. Unsere Absol­vent*innen sind keine frischen Quereinsteiger, sondern stehen mitten in der Materie.

Berufsprüfung und höhere Fachprüfung stehen im Ruf, herausfordernd zu sein. Weshalb ist das so?

Der Fachausweis und das Diplom bestätigen die Praxisfähigkeit der Absolvent*innen. Wir wollen sie dem Arbeitsmarkt mit einer Empfehlung übergeben. Wer diese Hürde schafft, hat etwas Wertvolles erreicht. Darauf kann er oder sie stolz sein. Es handelt sich um anspruchsvolle Weiterbildungen, die viel Einsatz erfordern. Dies wird im Arbeitsmarkt gesucht und honoriert.

 

Sie sind als Prüfungsexperte im Einsatz. Wer eignet sich für eine solche Funktion?

Aufgeschlossene, fachliche starke Leute, die selber eine sehr gute Prüfung abgelegt haben. Ich spre­che gerne Teilnehmer*innen aus aktuellen Lehrgängen an, die eine Begeisterung für das entspre­chende Fach mitbringen und zeitlich noch nahe bei ihrem eigenen Prüfungserleben sind.

 

Dürfen Sie überhaupt prüfen, was Sie selber lehren?

Das ist sogar von Vorteil. Ich erfahre aber logischerweise erst im Nachhinein, was in der aktuellen Prüfung abgefragt worden ist. Als Korrekturleiter und Prüfungsexperte darf ich keinerlei Bezug zum Erstellen der Prüfungsaufgabe haben.

 

Würden Sie die Berufsleute im Rechnungswesen und Controlling als Generalisten bezeichnen?

Ganz klar, ja. Sie verfügen über ein breites Know-how. Praktisch für jede Stelle wird der Fachausweis bzw. das Experten-Diplom vorausgesetzt – sei dies im Business Controlling oder im Sales Controlling, sei dies als Leitung Rechnungswesen oder Leitung Finanzen und Administration. Dies ist ein eindrück­licher Beleg für die Qualität der beiden Abschlüsse. Sie sind der Ausgangspunkt für strategisches, vernetztes Denken in unserem Berufsfeld. Sie machen aber auch agil, um sich in verschiedene Rich­tungen weiterentwickeln zu können.

 

Welchen Nutzen hat diese fachliche Breite für die Arbeitgeber?

Die Agilität, die ich eben angesprochen habe, ist für sie ebenso wertvoll wie für die Titelträger*innen, nicht zuletzt für das Projektmanagement. Die Berufsleute sind fähig, sich rasch auf neue Situationen einlassen, diese einzuordnen und zu steuern. Fachausweis und Diplom sind im NQR-System [siehe Infobox] extrem hoch eingestuft. Das ist sensationell, höher geht es gar nicht. Wer diese Prüfungen besteht, ist top­qualifiziert. Natürlich würde kaum ein Experte in Rechnungslegung und Controlling eine Fusion oder eine Liquidation allein abwickeln wollen. Er oder sie ist aber mit den heiklen Aspekten der Materie vertraut, zieht in den richtigen Punkten Spezialisten wie Steuerexperten oder Juristen hinzu und steht ihnen als kompetenter, integrierender Sparringpartner zur Seite.

 

Wem empfehlen Sie, nach dem Fachausweis auch noch die Diplom-Ausbildung zu absolvieren?

Der Fachausweis ist auf die ganze Palette des Rechnungswesens ausgelegt und für Berufsleute ideal, die das Rechnungswesen von kleineren bis mittleren Unternehmungen verantworten – mit oder ohne Führungsfunktion. Die Vertiefung via Experten-Diplom macht Sinn, sobald man international bzw. in einem Konzern arbeitet. Gerade im Controlling, im internationalen Steuerrecht bzw. bei der internationalen Rechnungslegung ist dies fast ein Muss. Viele mittlere bis grössere und vor allem international vernetzte Firmen nutzen IFRS als Standard. Dies bildet der Fachausweis zum Beispiel nicht ab.