«Mein Fachausweis zählt. Meine Meinung zählt. Und mein Know-how ist eine super Ergänzung zu unserem Geschäftsführer, der aus dem technischen Bereich kommt.»

Florian Thoma, Amden

Gute Nachfolgeplanung

Knapp sechs Jahre nach Lehrabschluss wurde Florian Thoma in die Geschäftsleitung eines Industriebetriebs mit 70 Mitarbeitenden befördert. Nebst den Kernkompetenzen Finanzen und Personal ist er als Kaufmännischer Leiter für weitere Abteilungen mit gut 15 Mitarbeitenden verantwortlich.

Ihre Funktion haben Sie ziemlich parallel zum Abschluss Ihrer Weiterbildung übernommen?

Der Titel als Fachmann in Finanz- und Rechnungswesen war als Voraussetzung definiert, um die Funktion zu erhalten. Ich kam 2009 zur Feinstanz. Meine Vorgängerin stand vor ihrer Pensionierung. Sie hat ihr Pensum abgebaut und mich Schritt für Schritt eingeführt. Zum Schluss war sie noch einen Tag pro Woche als Beraterin im Betrieb. Da sie den Lehrgang selber absolviert hat, konnte sie meine Einarbeitung auf die Weiterbildung abstimmen. Wir haben die Themen der Firma dann angeschaut, wenn sie auch in der Schule behandelt wurden. Ein Riesenvorteil. Am 1. Januar 2011 war ich bereit für die neue Funktion und die Prüfungen im März.
 

Mit knapp 30 Jahren sind Sie längst Geschäftsleitungsmitglied

Trotz meines jungen Alters zählt meine Meinung. Wir sind in der Geschäftsleitung zu viert, ein gut eingespieltes Team. Meine Priorität liegt im Finanz- und Personalbereich. Aber jeder hat zu jedem Bereich etwas beizutragen und wird angehört. Unser Tagesgeschäft läuft ziemlich rund. Allerdings bringt die Zukunft eine gewisse Unsicherheit mit sich: Produktionsstandort Schweiz, Euro-Situation, wirtschaftliches Umfeld. Es ist eine Knacknuss, einen Weg zu finden, um auch in Zukunft noch hier produzieren zu können. An diesen Strategien arbeiten wir alle mit.

Was können Sie konkret bewirken?

Wir investieren stetig in neue Anlagen, um zu sparen und Prozesse zu optimieren. Die detaillierte Betriebsbuchhaltung und das durchgängige ERP-System unterstützen uns, unsere Ressourcen am richtigen Ort einzusetzen, um unrentable Produkte zu verbessern. Ebenso konnte unsere Mutterfirma unser Areal kaufen, das vorher nur gemietet war. Es war meine Idee, entsprechende Berechnungen anzustellen. Wir haben zudem die Kostenstruktur optimiert, sodass wir auch jetzt profitabel arbeiten können.
 

Weder eine Strategieentwicklung noch die Arbeit an den Kosten läuft nach Schema F ab. Was braucht es dafür?

Man muss die Firma, die Prozesse und die Menschen kennen. Vorher kann man sich nicht einbringen. Ich verlasse mich gerne auf Zahlen. Die sind klar und sagen etwas aus. Aber sie sind nicht alles. Um Ideen entwickeln zu können, muss man sich in die Firma hineinversetzen – und solche Gedanken sind nicht immer zahlenbasiert.
 

Sie befinden sich vor einem nächsten Berufsabschluss. Als Controller?

Nein. Ich mache ein Nachdiplomstudium in Betriebsökonomie. Für unsere Firmengrösse reicht im Finanzbereich der Fachausweis. Sein Stellenwert ist sehr hoch; gerade für KMU. Ich passe am besten da hin, wo ich die Leute noch per Namen kenne. In einem weltweit operierenden Konzern, wo es einen Controller braucht, sehe ich mich nicht. Stattdessen wollte ich die Breite meines Aufgabenfelds mit einer generalistischen Weiterbildung unterstützen.
 

Was befähigt einen Finanzler, sich mit Personalfragen zu beschäftigen?

Da befähigt die Person mehr als der Finanzler. Ich glaube, dass ich einen guten Umgang mit Menschen habe. Vielleicht, weil ich auf einem Bauernhof aufgewachsen bin und körperliche und handwerkliche Arbeit kenne. Ich schätze, was die Menschen leisten, egal ob in der Produktion oder in den Büros. Es ist eine Herausforderung, sich mit Menschen und Zahlen parallel zu beschäftigen, aber das sind zwei Seiten, die zusammengehören.

Florian Thoma

Vom KV zum Fachausweis und in die Geschäftsleitung

Florian Thoma startete sein Berufsleben mit einer KV-Lehre. Nach dem Militär folgten die Ausbildungen zum Sachbearbeiter Rechnungswesen und zum Fachmann in Finanzund Rechnungswesen mit eidg. Fachausweis. Heute ist er stellvertretender Geschäftsführer sowie Kaufmännischer Leiter bei der Feinstanz AG in Rapperswil-Jona.