«Der Fachausweis ist eine Investion, die sich nachhaltig auszahlt, egal in welcher Form dies geschieht und wohin man sich entwickelt.»

Florian Thoma, Amden

Finanzfachmann, Betriebsökonom, Geschäftsführer

Seit dem ersten Interview mit Florian Thoma vor sieben Jahren ist dessen Curriculum um einen Berufstitel reicher und seine Funktion um ein «Stv.» kürzer geworden. Beides ist Beweis für eine vorausschauende, erfolgreiche Nachfolge- und Laufbahnplanung.

Im Rahmen der Kommunikationsmassnahmen des Vereins für die höheren Prüfungen in Rechnunswesen und Controlling ist Florian Thoma bereits 2016 portraitiert worden (zahlenmeister.ch/storys/florian-thoma). Der Fachmann im Finanz- und Rechnungswesen bildete sich zeitnah zum diplomierten Betriebsökonomen NDS HF weiter und aus dem damaligen Kaufmännischen Leiter und stellvertretenden Geschäftsführer ist der Geschäftsführer der Feinstanz AG in Rapperswil-Jona geworden. Zeit für ein zweites Gespräch, um zu erfahren, welchen Stellenwert Florian Thoma mit einigen Jahren Abstand seinem Fachausweis-Abschluss beimisst.


Florian Thoma, wie kam es zur Ernennung als Geschäftsführer der Feinstanz AG?

Ich war seit etlichen Jahren als Stellvertreter unserer früheren Geschäftsführers tätig. Ihm schwebte vor, dass ich dereinst seine Nachfolge antreten könnte. Deswegen hatte ich mich nach dem Fachausweis für ein Nachdiplomstudium der Betriebsökonomie entschieden. Früher als ursprünglich angedacht, bot mir der Verwaltungsrat dann per 1. Januar 2018 die Chance Geschäftsführer zu werden.

Sie sind bereits in jungen Jahren in die Geschäftsleitung eingetreten und sind nun auch ein junger Geschäftsführer. Gab es jemals Akzeptanzprobleme?

Innerhalb der Firma war das kaum ein Thema. Gegenüber der Eigentümerschaft habe ich mich durchaus noch beweisen müssen. Wir befanden uns 2018 in einem schwierigen Umfeld. Es dauerte drei Jahre, um in die Gewinnzone zurückzufinden. Mit diesem Prozess konnten mein Team und ich beweisen, dass wir einiges bewegen können.
 

Wie sind die Aussichten aktuell?

Lieferketten, Materialpreise und Währungsthemen haben uns 2022 wieder zurückgeworfen und nach neuen Ideen und neuen Massnahmen verlangt. Die mittelfristigen Perspektiven sehen aber gut aus.
 

Ziehen Sie gerade in diesem schwierigen Umfeld noch einen Nutzen aus Ihrem Zahlen-Know-how?

Für viele Diskussionen und Entscheidungen ist ein Background aus dem Finanz- und Rechnungswesen enorm hilfreich. Das Verständnis für die Materie und ein Bewusstsein dafür, wo unkalkulierbare Risiken entstehen könnten, ist wertvoll. Ich beschäftige mich nicht mehr täglich mit operativen Finanzfragen, profitiere aber zum Beispiel sehr konkret, wenn wir eine Mittelfristplanung erstellen. Betriebsbuchhaltung und Controlling sind grundsätzlich die Wissensbereiche, die ich am häufigsten nutze. Gerade in einer Situation, in der wir jeden Prozess und jedes Produkt hinterfragen und optimieren müssen.
 

Was geben Sie Berufsleuten mit auf den Weg, die den Fachausweis im Finanz- und Rechnungswesen ins Auge fassen?

Dass sie das unbedingt machen sollen (lacht). Bestes Beispiel bin ich selber: Man kann über Jahre hinweg von diesem Rucksack profiteren. Das ist eine Investion, die sich nachhaltig auszahlt, egal in welcher Form dies geschieht und wohin man sich entwickelt. Ich würde wieder so entscheiden, dieser Weg hat sich bewährt. Die höhere Berufsbildung ist nach wie vor eines der wertvollsten Instrumente der Schweizer Bildungslandschaft.  
 

Hätten Sie, im Nachhinein betrachtet, doch noch gerne das eidgenössische Diplom als Experte in Rechnungslegung und Controlling gemacht?

Das Wissen, das ich aus der Fachausweis-Ausbildung mitbringe, reicht für den Finanzbereich unseres KMU. So spannend die Diplomausbildung auch wäre: Der Feinstanz würde sie meines Erachtens keinen grossen Mehrwert bringen. Wir gehören allerdings zu einer Unternehmensgruppe und auf dieser Ebene stellen sich dann wieder andere Fragen, für die eine Controller-Ausbildung auf jeden Fall Sinn machen würde.
 

Ab 2023 ist eine neue Prüfungsordnung in Kraft. Leadership und Datenmanagement zählen neu zu den Anforderungen für den eidgenössischen Fachausweis. Wie beurteilen Sie dies aus Sicht eines Arbeitgebers?

Ich erachte beides als sehr sinnvoll. Mit der Funktion eines CFO bzw. einer Leitung Finanz- und Rechnungswesen ist Einfluss auf das Gesamtunternehmen verbunden. Das ist per se eine Führungsaufgabe, unabhängig davon, wie gross das eigene Team ist. Es ist wichtig, das Fachwissen durch Führungskompetenz erweitern zu können. Und betreffend Datenmanagement: Die Datenflut nimmt immer weiter zu. Schon heute ist es in der Regel eine Fähigkeit der Finanzleitung, diese so effizient und sinnvoll verarbeiten zu können, dass der Firma ein Mehrwert entsteht. Dieses Potenzial lässt sich weiter ausbauen.   
 

Eine weitere Veränderung der Prüfungsordnung gilt der Methodik, indem voll auf Kompetenzorientierung gesetzt wird.

Auch dies ist eine positive Veränderung – je praxisnäher, desto besser. Die Theorie ist eine wertvolle Basis. Was man aber irgendwann einmal anwenden soll, muss auch verstanden und in einen grösseren Zusammenhang gestellt werden. Da nützt es nichts, nur die Theorie zu kennen.
 

Wie ist die Personalpolitik der Feinstanz, nach welchen Bildungskriterien stellen Sie ein?

Es gibt keine grundsätzliche Bevorzugung des akademischen oder des beruflichen Bildungswegs. In unserem Metier ist es aber von Vorteil, wenn man irgendwo an der Basis angefangen hat und deshalb aus eigenem Erleben versteht, um was es im Kerngeschäft geht. Unabhängig davon, wie der Bildungs- und Berufsweg weitergeht, bleibt dieser Bezug zur betrieblichen Praxis bestehen.
 

Galt das auch für die Wahl Ihrer Nachfolge?

Die Funktion eines CFO habe ich bei mir behalten und delegiere das Tagesgeschäft an junge, motivierte Berufsleute auf dem Weg zum Fachausweis. Wo ich in der Weiterbildung und im operativen Rechnungswesen Unterstützung leisten kann, mache ich das gerne.  

 

Welchen Herausforderungen sieht sich das Rechnungswesen ausgesetzt?

Die Digitalisierung wird uns in den nächsten Jahren begleiten. Das wird den Berufsstand mit Sicherheit nicht ersetzen, aber jede und jeder im Finanz- und Rechnungswesen muss sich mit dieser Thematik beschäftigen. Ich bin der Überzeugung, dass man die digitalen Möglichkeiten als Unterstützung und sogar als Entlastung sehen kann, um selber andere, anspruchsvollere Aufgaben wahrzunehmen. Spezifisch in unserer Firma sind es die volatile wirtschaftliche Lage und die Währungsthematik, die (auch) den Finanzbereich fordern. Unser Geschäft ist sehr schwierig zu planen, wenn sich die Rahmenbedingungen von heute auf morgen grundlegend ändern können.