«veb.ch ist der grösste Schweizer Verband in Rechnungslegung und Controlling und ich finde dort die passenden Weiterbildungen.»

Chantal Capelli & Enis Asani

Berufliches Netzwerk pflegen

Wer kennt Chantal Capelli und Enis Asani? Statt ein bekanntes Gesicht aus der Branche wurden zwei neue veb.ch-Mitglieder zum Gespräch eingeladen. Mit dem eidgenössischen Fachausweis in der Tasche lassen sie im Interview keinen Zweifel aufkommen, dass sich eine Mitgliedschaft bei veb.ch lohnt.

Herbert Mattle: Zwei neue sympathische Gesichter sind uns an der diesjährigen GV von veb.ch aufgefallen, und es wurde gerätselt, ob  die beiden beruflich oder auch privat miteinander verbunden sind. Klären Sie uns bitte auf, woher kennen Sie sich?

 

Chantal Capelli (lacht): Wir haben uns bei der Weiterbildung für den eidg. Fachausweis im Finanz- und Rechnungswesen kennengelernt. Im Unterricht waren wir Tischnachbarn und dadurch hat sich schnell ein «Grüppli» gebildet. Gegen Ende der Weiterbildung haben wir mit einer weiteren Mitschülerin eine Lerngruppe gebildet und pflegen bis heute ein freundschaftliches Verhältnis.

Gehe ich richtig in der Annahme, dass Enis mehr den Unterricht geschwänzt hat als Du, Chantal? Deine Abschlussnote war laut meiner Recherche besser als diejenige von Enis ...

C.C.: Das kann ich so nicht bestätigen.

Enis Asani: Ich sage es so, ich war auf jeden Fall immer anwesend (lacht).

Was oder wer hat den Ausschlag zur Teilnahme an der GV gegeben?

E.A.: Verschiedene Punkte haben uns zur Teilnahme bewogen: Die GV fand dieses Jahr nicht unweit von unserem Wohnort statt. Der Hauptgrund war aber – und da spreche ich sicherlich für uns beide –, dass ich nach der Ausbildung zum Fachausweis weiter am Branchengeschehen dranbleiben möchte. Dazu gehört auch, neue Leute kennenzulernen. An unserem Tisch sassen zwei Experten mit Diplomabschluss und wir konnten spannende Gespräche führen. Ich habe die Weiterbildung nicht einfach gemacht, um danach eine ruhige Kugel zu schieben und wie gewohnt weiterzufahren. Die aktive Teilnahme im Branchenverband mit der jährlichen GV, wie auch die weiteren Informationen, die wir aktuell im Newsletter erhalten, sind mir wichtig.

Hat sich die Teilnahme gelohnt?

C.C.: Aus meiner Sicht hat sich die Teilnahme sehr gelohnt. Wir waren nur etwas erstaunt, dass die GV so schnell vor- bei war. Der anschliessende Apéro und das Nachtessen waren super. Wir lernten viele spannende Personen kennen, auch das habe ich sehr geschätzt.

Wie wichtig ist das berufliche Netzwerk?

C.C.: Ich finde das berufliche Netzwerk sehr wichtig. Die Erfahrung zeigt, dass viele Jobs unter der Hand vergeben werden. Kontakte zu Leuten, die man bereits von der Ausbildungszeit oder von einer früheren Arbeit kennt, sind wesentlich. Dazu gehört auch die Mitgliedschaft im Branchenverband, wo man neue Kontakte wie eben an der GV knüpfen kann.

Gilt das auch für Dich, Enis?

E.A.: Ja. Den Austausch mit Leuten, die in einem Fach-bereich bereits längere Zeit tätig sind und mehr Erfahrung haben, finde ich interessant – von ihnen kann ich noch viel lernen. Wenn sich daraus weitere Dinge entwickeln, dann umso schöner.

Chantal, Du hast seit 2021 einen neuen Job und Du, Enis, seit einem Monat. Wie seid Ihr zu Euren Jobs gekommen?

C.C.: Wie der Zufall spielte – ich arbeite ja bekanntlich bei einer Online-Marketingagentur – wurde ich via Facebook-Werbung auf meine aktuelle Stelle aufmerksam. Ich habe lange hin und her überlegt, ob ich mich bewerben soll, da ich erst kürzlich den Job gewechselt hatte. Zum Glück habe ich den Schritt gewagt, denn es hat geklappt und ich bin sehr zufrieden.

E.A.: Der erste Impuls brachte das Karrieregespräch bei veb.ch mit Dir, Herbert. Dieses hat mich dazu bewogen, den Status quo zu hinterfragen. Ich war neun Jahre bei der Firma Sitrag Vertriebs GmbH in Weinfelden tätig, wo ich nicht hauptsächlich in der Buchhaltung gearbeitet habe. Das habe ich auch während meiner Ausbildung zu spüren bekommen, weil ich das gelernte theoretische Wissen zum Teil in der Praxis nicht anwenden konnte. Jetzt in meinem neuen Job bei der De Martin AG in Wängi (TG) ist die Materie intensiver und tiefer. Übrigens wurde ich auf LinkedIn auf die neue Stelle aufmerksam.

«Old ways won’t open new doors», dieses Zitat steht auf deinem Lebenslauf, Chantal. Was bedeutet das für Dich?

C.C.: Ich habe zuerst die Ausbildung zur Direktionsassistentin mit eidg. Fachausweis absolviert und ein paar Jahre in dieser Assistenzfunktion gearbeitet. Dann habe ich mir Gedanken gemacht, was ich weiter machen könnte. Ich erinnerte mich an meine KV-Zeit zurück, wo mir das Fach Finanz- und Rechnungswesen gut lag und dieses auch spannend fand. Das gab den nötigen Impuls, mit der Ausbildung Fachfrau im Finanz- und Rechnungswesen einen neuen Weg einzuschlagen – obwohl ich damals noch wenige Berührungspunkte zum Fach hatte.

Du bezeichnest dich als «Zahlenmensch». Wirkt sich das auch im Privaten aus?

C.C.: Ich erledige beispielsweise sehr gerne die Bankge- schäfte für meinen Partner (lacht) oder fülle gerne Steuererklärungen aus. Ich mache das einfach gerne. Bei mir müssen die Zahlen auch immer stimmen. Wenn es irgend- wo eine kleine Differenz gibt, lässt mich das nicht in Ruhe und ich muss dem auf den Grund gehen.
 

Jetzt hast du zwei Fachausweise, was ist das nächste Ziel?

C.C.: Das weiss ich noch nicht. Ich brauche immer eine kleine Pause zwischen den Ausbildungen. Bei veb.ch habe ich gesehen, dass es viele spannende Angebote und auch die Netzwerkanlässe gibt, an denen man kostenlos teilnehmen kann. Mal schauen, was ich als nächstes in Angriff nehmen werde …

Enis, Du hast auch einen langen Ausbildungsweg hinter Dir. Wie bist Du schlussendlich «Zahlen­meister» geworden?

E.A.: Ausschlaggebend war die Ausbildung zum technischen Kaufmann, die viel Finanz- und Rechnungswesen beinhaltet. Dort habe ich dieses Fach für mich entdeckt. Mir gefällt die Materie und ich fühle mich wohl. Bei meinem Jobwechsel vor neun Jahren erhielt ich auch die Möglichkeit, in der Buchhaltung zu arbeiten. Zur Auffrischung habe ich damals zuerst den Sachbearbeiter im Rechnungs- wesen gemacht – das hat mir beim Einstieg sehr geholfen. Und nach einem Jahr Pause habe ich anschliessend die Ausbildung zum Fachmann im Finanz- und Rechnungswesen mit eidg. Fachausweis absolviert.

Haben neben diesen vielen Ausbildungen auch eine Familie und Hobbys Platz?

E.A.: Ich musste mir die Zeit gut einteilen und mich mit meiner Frau gut absprechen – sie hat mich immer unter- stützt und mir den Rücken freigehalten.
 

Befreit vom Abwaschen?

E.A.: Auch (lacht). Mit dem Unterricht zweimal pro Woche wurde ich von Hausarbeiten befreit. Ich war sehr froh, dass mir diese zusätzliche Belastung genommen wurde und ich meine Prioritäten bei der Ausbildung setzen konnte.

Vor wenigen Tagen bist du Vater geworden – herzlichen Glückwunsch! Steckt ein Drehbuch oder gar ein Masterplan hinter diesem perfekten Timing mit Ausbildung, neuem Job und Familie gründen, oder ist es mehr eine glückliche Fügung?

E.A.: Vielen Dank! Eine glückliche Fügung und kein Masterplan (lacht)! Es hat sich so ergeben. Klar, wir wollten eine Familie gründen, dass alles so aufgegangen ist, freut mich.
 

Warum seid Ihr Mitglied von veb.ch geworden?

C.C.: Weil ich mich weiter auf dem Laufenden halten kann wie zum Beispiel mit Seminaren oder dem Fachmagazin. Und weil ich an der GV neue spannende Kontakte knüpfen kann.

E.A.: veb.ch ist der grösste Schweizer Verband in Rechnungslegung und Controlling und ich finde dort die passenden Weiterbildungen. Ein konkretes Beispiel dazu: Bei meiner neuen Stelle habe ich zusätzlich eine Führungsaufgabe für vier Mitarbeitende und ich bringe in diesem Bereich noch wenig Erfahrung mit. Auch hierzu findet man bei veb.ch spannende Angebote wie zum Beispiel im Bereich Leadership. Und dann bietet veb.ch ein spannendes Netzwerk, das man sich aufbauen kann. Ausserdem liefert das Fachmagazin viele Informationen. Besonders interessant finde ich darin die Gerichtsurteile.
 

Seid Ihr froh, dass Ihr von der Prüfungsreform mit den neuen Themen Leadership und Daten­ management nicht mehr betroffen seid?

C.C.: Dass ich keine Prüfung darüber ablegen muss, bedaure ich nicht (lacht). Aber beide Fächer hätten mich sehr interessiert und ich finde es schade, dass wir diese verpasst haben.
 

Was verstehst Du in deinem Job unter Digitalisierung?

C.C.: Bisher wurden alle Buchhaltungsunterlagen aus- schliesslich physisch abgelegt. Ich habe dann damit angefangen, alles zusätzlich elektronisch abzulegen, um auch die Arbeit im Homeoffice zu erleichtern. Ansonsten sind wir digital gut unterwegs, meine Kolleginnen und Kollegen arbeiten papierlos und ich bin praktisch die Einzige im Betrieb, die noch den Drucker nutzt.
 

Was machst du mit all dem Papier, weiter auf­ bewahren? Traust du dem elektronischen Archiv nicht, dass du noch alles in Papierform archivierst?

C.C.: Doppelt genäht hält besser. Ich bin mir zudem nicht sicher, welche rechtlichen Aspekte für eine ausschliesslich elektronische Ablage erfüllt sein müssten.

Und bei Dir, Enis, wo steht die Digitalisierung in Deinem Job?

E.A.: Das, was ich bis jetzt gesehen habe, ist, dass seit diesem Jahr der Kreditorenworkflow eingeführt wurde und wir in der Lage sind, zeit- und ortsunabhängig die Rechnungen zu prüfen, zu visieren und freizugeben. Alles wird digital abgelegt. Beim letzten Arbeitgeber waren wir diesbezüglich noch nicht soweit. Ich bin Fan von diesem Schritt, dass man so einfach wie möglich und mit wenig Papier arbeitet.

Wie wird sich Euer Job in den nächsten Jahren verändern?
C.C.:
Ich kann mir schon vorstellen, dass mit der Digitalisierung noch weitere Prozesse automatisiert werden. Es gibt meines Wissens schon jetzt gewisse Funktionen, die zum Beispiel Rechnungen einscannen, die direkt ins Buchhaltungssystem eingespielt und dann automatisch einem Konto mit Beschreibung zugeteilt werden.
 

Werden neue Aufgaben dazukommen?

C.C.: Vielleicht kommen vermehrt Controlling-Aufgaben dazu: Daten analysieren und interpretieren.
 

Und wie sieht es bei Dir aus, Enis?

E.A.: Die Automation bei Standard-Jobs wird weiter Einzug halten. Ich bin mir aber sicher, dass es den Menschen für den Gesamtüberblick weiter braucht, der die Bilanz lesen und analysieren kann, damit die richtigen Entscheide getroffen werden können.
 

Wenn Ihr Präsidentin oder Präsident von veb.ch wärt, was würdet Ihr ändern?

(beide lachen) Sie: Eine sehr gute Frage und schwierig zu beantworten.
 

Wegen den guten Fragen bin ich auch Präsident (lacht).

E.A.: Als Neulinge können wir zu wenig beurteilen, was man besser machen könnte. Von den bisherigen Erlebnissen und Kontakten mit veb.ch können wir nur Gutes berichten und wir fühlen uns gut aufgehoben und informiert. Das hat bereits nach unserem Abschluss angefangen, als wir während eines Jahres die Mitgliedschaft offeriert bekamen. Die Vorteile mit den Vergünstigungen bei Weiterbildungen oder Büchern sind top – es gibt nichts, was ich vermisse. Lustig fand ich übrigens auch den Auftritt von Müslüm, für einen Verband eine echt coole Sache.
C.C.: Mir ist noch spontan etwas in den Sinn gekommen: Auf Social Media könnte veb.ch noch aktiver sein. Dort sehe ich Verbesserungspotenzial.
 

Das hört sich nach einem Auftrag für Ihre Firma an, die im Bereich Online­Marketing tätig ist. Finden Sie nicht, dass wir unseren primären Kanal LinkedIn gut bespielen?

C.C.: LinkedIn finde ich gut. Aber bei Instagram sehe ich gerade bei der jüngeren Zielgruppe noch Potenzial.

Auf welchem Kanal hattet Ihr das erste Mal Kontakt mit veb.ch?

E.A.: Während der Ausbildung habe ich auf YouTube die Zusammenfassungen verfolgt und später natürlich auch via LinkedIn. Ich kann allen, die die Weiterbildung zum Fachausweis machen, die Mitgliedschaft bei veb.ch empfehlen. Damit bleibt man nah am Branchengeschehen dran.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Interview: Herbert Mattle, Bettina Kriegel

asdfas

Chantal Capelli & Enis Asani

Chantal Capelli

Die 30-jährige Chantal Capelli wohnt in Winterthur. Im 2021 hat sie erfolgreich den Abschluss zur Fachfrau im Finanz- und Rechnungswesen mit eidg. Fachausweis absolviert. Seit November 2011 ist sie Office Managerin bei der netpulse AG, einer Online-Marketingagentur in Winterthur.

Enis Asani

Enis Asani ist 36-jährig und hat die Ausbildung zum Fachmann im Finanz- und Rechnungswesen mit eidg. Fachausweis ebenfalls vor einem Jahr erfolgreich abgeschlossen. Der frischgebackene Vater lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Steckborn. Seit Juli 2022 arbeitet er als Accountant Administration Manager bei der De Martin AG in Wängi (TG).