Kinder und Karriere
Wenn alle am gleichen Strick ziehen
Alice Kalbermatter hat es geschafft, hohe private und berufliche Ziele zu verbinden. Die vierfache Mutter von inzwischen erwachsenen Kindern ist Leiterin Finanzen & Services bei der BVZ Holding AG / Matterhorn Gotthard Bahn – nicht trotz, sondern auch dank ihrer Grossfamilie.
Sie hatten ja bereits zwei Abschlüsse in der Tasche, als Sie den Fachausweis und das Diplom im Rechnungswesen in Angriff nahmen. Wie kam es dazu?
Als junge Finanzleiterin in einem KMU habe ich schnell gemerkt, dass meinem theoretischen Verständnis der Praxisbezug fehlt. Eine MWST-Abrechnung zu erstellen, mit dem Kanton Steuervereinbarungen zu verhandeln oder eine konkrete Vorkalkulation zu machen: dies waren Fragestellungen, auf die ich erst in der Weiterbildung praxistaugliche Antworten erhielt. Das anschliessende Diplom der Höheren Fachprüfung habe ich eher aus Karriereüberlegungen gemacht. Irgendwann kam der Drang weiterzukommen.
Würden Sie diesen Weg nochmals gehen?
Ja, auf jeden Fall. Die buchhalterische Weiterbildung war die beste, die ich je gemacht habe. Für mich muss die Bildungsrendite stimmen. Ich habe sehr viel in Bildung investiert und erwarte deshalb, dass auch etwas herausschaut. Fachlich würde es mich zum Beispiel reizen, einmal in einem Verwaltungsrat tätig zu sein.
Wie sind Sie zu Ihrer aktuellen Stelle gekommen?
Ein Wechsel war nicht geplant. Ich konnte jedoch der Stellenausschreibung im «Walliser Boten» schlichtweg nicht widerstehen und wurde nach einem aufwändigen Rekrutierungsverfahren angestellt. Für mich ist es der beste Finanzjob im Wallis, bei einem der wenigen börsenkotierten Unternehmen der Region. Zudem hat mir das Produkt öffentlicher Verkehr zugesagt. Nach jahrelanger Rechnungslegungsarbeit in US GAAP und IFRS, sehnte ich mich nach der Bodenständigkeit von Swiss GAAP FER.
Wie würden Sie die Rechnungslegungsnormen charakterisieren?
US GAAP ist vergleichbar mit dem Mount Everest (lacht). Swiss GAAP FER empfinde ich wie das Matterhorn – schön, solid und bodenständig. Und IFRS ist etwas dazwischen.
Welche Herausforderungen bringt Ihr Berufsalltag?
Es ist meistens ein Verteilungskampf um finanzielle Ressourcen. Meine Aufgabe ist es, bereichsübergreifend als finanzielles Gewissen zu agieren und die langfristige Werterhaltung der Unternehmensgruppe sicherzustellen. Das Unternehmen ist gesund – und dank der Kombination von Service Public und privatwirtschaftlichen Teilen ist es zudem fit und widerstandsfähig unterwegs. Wir befinden uns jedoch auch in einem Spannungsfeld zwischen Öffentlichkeit und Privatwirtschaft. Einerseits müssen wir sparsam mit den Steuergeldern umgehen, andererseits ist der Druck da, für die Aktionäre rentabel zu sein.
Sie sind Vorgesetzte von 35 Mitarbeitenden – wie sind Sie in diese Führungsrolle hineingewachsen?
Das habe ich im Alltag gelernt. Es reizt mich, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Höchstleistungen zu motivieren. Ich arbeite mit einer top ausgebildeten und motivierten Mannschaft, der ich sehr viel zutraue. Wir leben eine gute Unternehmenskultur, in der Wertschätzung und Eigenverantwortung gross geschrieben werden.
Wie schaffen Sie es, Beruf und Familie zu vereinbaren?
Das schaffe ich durch Optimieren. Ich schöpfe die Ressource Grossfamilie voll aus. Eine Grossfamilie gibt mehr als sie nimmt. Von klein auf haben die Kinder selbstständig Arbeit übernommen und sich gegenseitig geholfen. Alle ziehen mit. Meine persönliche, jahrelange Strategie war es, sehr früh am Morgen mit der Arbeit zu beginnen und viele Wochenend- und Abendschichten in Kauf zu nehmen.
Die Leidenschaft für Zahlen und Fakten
Als Leiterin Finanzen & Services (CFO) der BVZ Holding AG / Matterhorn Gotthard Bahn trägt Alice Kalbermatter Führungsverantwortung für 35 Mitarbeitende. Ihr Bildungsrucksack ist mit Abschlüssen in Betriebswirtschaft und Wirtschaftsinformatik, dem Fachausweis in Finanz und Rechnungswesen und dem Controller-Diplom reich bestückt.