«Zu meiner aktuellen Stelle wäre ich ohne den Fachausweis nicht herangekommen. Jetzt kenne ich die Theorie und verstehe die Zusammenhänge. Es ist schön, offiziell den Berufstitel tragen zu dürfen.»

Melanie Pfranger, Rheineck

Spitzenleistung trotz Prüfungsangst

Das hat schon etwas: An einer Prüfungsfeier als Letzte aufgerufen zu werden. Melanie Pfranger hat dies erlebt. Von 1200 Kandidatinnen und Kandidaten im Finanz- und Rechnungswesen schloss sie am besten ab.

Auch ein positiver Schock muss erst einmal verdaut werden ... Melanie Pfranger erlangte ihren Fachausweis mit der Traumnote 5,9. Dieses Resultat war für die 25-jährige St. Gallerin selbst eine riesige Überraschung. Sie leidet unter grosser Prüfungsangst – viel weisser im Gesicht und wackliger auf den Beinen geht eigentlich gar nicht. Doch als es dann endlich hiess, dass man mit der Prüfung starten dürfe, sei die Nervosität wie weggeblasen gewesen.
 

Ein unverhofftes Interesse am Rechnungswesen

Dabei war der Weg zu den Zahlen alles andere als vorgezeichnet. Melanie Pfranger sammelte in einem Callcenter ihre ersten Berufserfahrungen und erlangte zu dieser Zeit nebenbei das kaufmännische Fähigkeitszeugnis auf dem zweiten Bildungsweg. In jenem Callcenter übernahm sie kurzfristig die Vertretung für einen Buchhaltungsmitarbeiter, der ausgefallen war. «Ich habe das Fach Buchhaltung in der Schule eigentlich nicht sehr gemocht. Ich habe es auch nicht wirklich verstanden», sagt sie schmunzelnd. Doch es reizte sie, etwas Neues zu lernen. Und bald einmal stellte sie verblüfft fest, dass sie Freude an ihrer neuen Tätigkeit hatte.

Das Interesse an Buchhaltung festigte sich und führte Melanie Pfranger ins Finanz- und Rechnungswesen einer Bank. Der kaufmännische Lehrabschluss vermochte ihren Wissensdurst allerdings nicht vollends zu stillen. Sobald die notwendige Berufserfahrung beisammen war, startete sie im Sommer 2013 mit der Weiterbildung zur Fachfrau im Finanz- und Rechnungswesen. Um weiterhin voll berufstätig sein zu können, fiel die Wahl auf eine Institution mit Abendkursen. «Ich habe mich für den Fachausweis statt für eine Fachhochschule entschieden, weil die Ausbildung in die Tiefe geht und sehr praxisorientiert aufgebaut ist», begründet Melanie Pfranger ihren Bildungsweg. «Der Unterricht war ideal wegen der Aufgaben, die wir lösen konnten, und vor allem wegen der Leute, die ich dort kennengelernt habe. Sobald ich etwas verstanden hatte und es dann einmal in meinem Kopf war, musste ich die Unterlagen dazu jeweils nicht mehr anschauen.»
 

Natürlich gab es in dieser Zeit auch ein paar Tiefs. «Ich hatte Phasen, die waren sehr schwierig, und mir fehlte schlicht die Motivation», sagt Pfranger, doch aufgeben sei nie infrage gekommen. Als besonders anstrengend hat sie das letzte Semester empfunden. In diese Zeit fielen ein weiterer Stellenwechsel und ein privater Umzug. Die Möglichkeit, sich entspannt ihren Freunden, der Freizeit und dem Gitarren- und Klavierspiel zu widmen, kam erst wieder nach den Prüfungen.
 

Die nächste Weiterbildung ist schon eingeplant

Melanie Pfranger konnte das Gelernte gleich in die Praxis umsetzen. «Vieles würde ich heute ohne meine Ausbildung kaum machen können. Jetzt kenne ich die Theorie und verstehe die Zusammenhänge.» Bei ihrem aktuellen Arbeitgeber ist sie als Spezialistin im Finanz- und Rechnungswesen tätig. «Zu dieser Stelle wäre ich ohne den Fachausweis nicht gekommen», fügt sie weiter an. Es sei schön, jetzt offiziell den Berufstitel tragen zu dürfen.
 

Der Bildungsweg dürfte bald einmal weiterführen: Melanie Pfranger möchte das Diplom als Expertin in Rechnungslegung und Controlling erwerben. «Ich habe mir immer gesagt, wenn ich eine Note über 5 erreiche, mache ich weiter. So gesehen, muss ich nun das Diplom in Angriff nehmen», sagt sie lachend.

 
Melanie Pfranger

Der Appetit kam mit dem Ausprobieren

Schule, Lehre, Fachausweis. Was nach einem klassischen Bildungsweg aussieht, lief bei Melanie Pfranger weder gezielt noch von langer Hand geplant ab. Der Zufall spielte mit, um sie auf den Geschmack für Zahlen zu bringen. Aktuell ist sie beim Versicherungsunternehmen Helvetia im Rechnungswesen Schweiz tätig.