«Der duale Bildungsweg von der Lehre über den Fachausweis bis zum eidgenössischen Diplom hat auch mir bereits sehr viel gebracht.» 

Lukas Rüttimann, Zürich

Berufsbildung von der Lehre bis zum eidgenössischen Diplom

Auf die kaufmännische Lehre mit BMS-Abschluss folgte bei Lukas Rüttimann eine Phase von Suchen und Ausprobieren, ehe sich seine Zukunft im Finanz- und Rechnungswesen abzuzeichnen begann. Der Experte in Rechnungslegung und Controlling arbeitet heute als Abteilungsleiter bei einem Hidden Champion im Anlagenbau.

Mitten im Vorbereitungslehrgang zum Fachausweis wechselte Lukas Rüttimann als Mitarbeiter Buchhaltung und Controlling zur Maerz Ofenbau AG in Zürich. Der Abschluss wurde 2019 mit einer Beförderung zum Gruppenleiter mit Fachverantwortung für ein kleines Team honoriert, der kurz darauf die Abteilungsleitung mit personeller Führungsverantwortung folgte. Mit dem Einstieg in die Weiterbildung zum eidgenössisch diplomierten Experten in Rechnungslegung und Controlling schlug er den gleichen Bildungsweg wie sein direkter Vorgesetzter ein, der CFO des Unternehmens. «Das zeigt auch, welchen Wert die Weiterbildung hat», meint der 30-jährige Titelträger, der seine höhere Fachprüfung 2022 mit einem Notenschnitt von 5,3 im Rang abschloss. «Der duale Bildungsweg von der Lehre über den Fachausweis bis zum eidgenössischen Diplom hat auch mir bereits sehr viel gebracht.»
 

Lukas Rüttimann, auf den Bildern der Diplomfeier sind Sie in Jeans und T-Shirt zu sehen, mitten unter feinem Zwirn. Da würde man gerne die Geschichte zum Bild kennenzulernen ...

Es ist die Geschichte eines komischen Tages … Ich hatte zuhause ganz blöd den Kopf an einem Haken angeschlagen – der Morgen begann mit einer ordentlichen Schramme im Gesicht und entsprechend gestresst. Es blieb gerade noch Zeit, in Jeans und T-Shirt zu steigen, um rechtzeitig zu einem Termin im Büro zu sein. Danach wollte ich mich zuhause umziehen. Doch die Arbeit dauerte länger, ich musste direkt auf den Zug. So stand ich halt in Bern in Jeans und T-Shirt auf der Bühne. Und auch das nicht ohne Hindernisse. Ich war per E-Mail informiert worden, dass für mich wie für alle im Rang ganz vorne Plätze reserviert sein würden. Nur war da mein Name nicht zu finden – da fragt man sich dann schon, ob nicht doch alles ein Irrtum war (lacht). Zum Glück wurde ich ziemlich rasch aufgerufen.

War das tolle Prüfungsergebnis für Sie eine Überraschung?

Ja, extrem. Ich hatte mich zwar ein Quartal lang voll den Prüfungen verschrieben, die aber trotzdem alles andere als eine lockere Geschichte waren. Beispiel Fallstudie: Da schreibt man mehrere Stunden an einem Bericht, findet selber alles plausibel, hat aber kaum Guidelines und damit auch wenig Sicherheit, ob der Einstieg in die Lösung richtig war. Bezüglich Umfang und Fachwissen ist die höhere Fachprüfung definitiv eine andere Hausnummer als die Berufsprüfung zum Fachausweis.
 

Hatten Sie sich eine besondere Taktik zurechtgelegt, um die Prüfungen durchzustehen?

Wenn ich weiss, dass es gilt, dass ich jetzt abliefern muss, dann geht das auch. Ich hatte noch nie gross Mühe mit Prüfungssituationen. Im Gegenteil, das spornt mich an. Doch obwohl ich mich gut vorbereitet fühlte, blieb die Ungewissheit, ob es gereicht hat.
 

Von wegen Ansporn: Was half Ihnen in der anstrengenden Zeit der Weiterbildung?

Ich habe ganz einfach die Verknüpfung zu meiner aktuellen Berufspraxis und zu möglichen zukünftigen Aufgaben gesehen. Die Diplomausbildung war nach dem Fachausweis ein naheliegender Schritt und interessierte mich wegen der zusätzlichen Fachgebiete. Wir arbeiten zum Beispiel mit IFRS (International Financial Reporting Standards), die kein Bestandteil der Vorbereitung auf den Fachausweis waren. Vom Schulstoff zum Controlling hatte ich vor Lehrgangbeginn allerdings nur vage Vorstellungen. Es dauerte ein Weilchen, bis das Thema für mich griffig wurde. Ich hatte vorher vor allem mit Budgetierung, Forecasting und Reporting zu tun.
 

Inwiefern lohnt sich Ihr Abschluss für Ihren Arbeitgeber?  

Einerseits, dass ich sattelfest bin in dem, was ich mache. Das Praxiswissen ist theoretisch abgesichert und erweitert worden, anderes Know-how ist hinzugekommen, alles mit direkter Verlinkung zur betrieblichen Realität. Dadurch lassen sich Prozesse hinterfragen und optimieren. Bei vielen meiner Aufgaben geht es zudem um das Reporting an unseren deutschen Konzern. Und natürlich: Ich bin für unseren CFO zum Sparringpartner geworden – mit ein Grund, weshalb mein Arbeitgeber Weiterbildungswünsche fördert. Dadurch gewinnt man ja auch Mitarbeitende, die sich entwickeln wollen und somit auch die Firma voranbringen.
 

Stehen Sie dem Kerngeschäft Ihres Arbeitgebers sehr nahe?

Unsere Produktion ist ausgelagert, wir machen inhouse aber das Engineering und liefern das Key Equipment. Ich bin in viele grössere und länger dauernde Projekte involviert, wodurch der fachliche Bezug entsteht, ohne dass ich die Funktionsweise unserer Öfen detailliert erklären könnte. Aber ich weiss, wie die Aufträge reinkommen, wie und mit welchen Stellen sie abgewickelt werden und wo die Kosten anfallen.
 

Wie sehen Ihre beruflichen Perspektiven aus?

Aktuell steht das Sammeln und Vertiefen von Führungserfahrung auf meiner To-do-Liste, denn ich werde erstmals einen Personalwechsel im Team begleiten. Darüber hinaus sind Kurse zu Digitalisierung und Datenmanagement geplant. Irgendwann wird sicher der nächste Schritt folgen, also entweder ein Wechsel in eine Führungsposition in einem grösseren Unternehmen oder als CFO einer etwa gleich grossen Firma. Im Moment beschäftigen mich aber unsere internen Aufgaben und Entwicklungen. Eben hatten wir zum Beispiel einen interessanten Austausch, um zu überlegen, wie sich unser ERP-System (Enterprise Resource Planning) auf vor- und nachgelagerte Abteilungen ausweiten lässt. Es gilt, immer wieder Neues aufzugleisen.