«Wenn man in gewissem Mass Karriere machen will, dann ist der Expertentitel das Richtige. Er zeigt Fachwissen, Kompetenz, Biss. Und wir brauchen heute im Beruf so viel von dem, was wir gelernt haben.»

Letitia und Patrick Caminada, Wallisellen

Erfolg zu zweit

Beide sind diplomierte Experten in Rechnungslegung und Controlling, beide haben eine Kaderfunktion. Aber erst durch ihre gemeinsame Lebensplanung fanden Letitia und Patrick Caminada beruflich den Weg ins Rechnungswesen.

Wie lief ihre Berufs- und Bildungswahl ab?

Sie: Nach der Schulzeit in Rumänien hatte ich im Service gelernt und gearbeitet. Dass ich mich weiterbilden will, war aber immer klar. Als wir beschlossen, dass ich in der Schweiz bleibe, ging ich zum Berufsberater. Es zeigte sich eine Neigung zu Zahlen und strukturierter Arbeit. Ich sehe noch das Blatt Papier mit dem dualen Bildungsweg im Rechnungswesen vor mir. Je drei Jahre für das KV, den Fachausweis und die Höhere Fachprüfung. Das wollte ich sofort. Dass ich das in neun Jahren durchziehe, hat mir allerdings niemand geglaubt.
 

Er: Ich hatte bis zum Vordiplom an der ETH studiert. Dann bin ich in die Berge zurück, habe bei meinen Eltern im Detailhandel mitgewirkt und das KV absolviert. Der Umgang mit Zahlen gefiel mir, weshalb ich Betriebsökonomie studierte. Danach haben wird die Controlling-Weiterbildung gemeinsam gemacht und 2012 abgeschlossen.
 

Mit unmittelbar folgender Familienplanung?

Er: Wie gute Controller – sorgfältig geplant und konsequent umgesetzt ... Schule, Kind und Karriere angepackt ... (lacht) Es passt wunderbar, so wie es jetzt ist.
 

Ihre Tochter ist mittlerweile dreijährig. Lässt sich Ihr Beruf gut mit anderen Lebenszielen vereinbaren?

Er: Vieles lässt sich dank der Digitalisierung zu jeder Zeit an jedem Ort machen, auch mal abends, wenn unsere Tochter im Bett ist.
 

Sie: Vor einem Jahr habe ich die Stelle gewechselt und auf 60 Prozent reduziert. Mehrheitlich ist dies Homeoffice-Arbeit. Bei Bedarf fahre ich ins Spital. Mein Pensum gilt als Jahresarbeitszeit. Manchmal wird daraus mehr als eine Vollzeitstelle, wenn Abschlüsse und Statistiken aufbereitet werden müssen. Dies ist aber alles planbar. In den Sommermonaten arbeite ich deutlich weniger. Und natürlich: Wir haben keinen Schichtbetrieb – das ist bei anderen Berufen im Gesundheitswesen ganz anders.

Worum, ausser um Zahlen, geht es in Ihrem Beruf?

Er: Ein Controller, der nur am Arbeitsplatz sitzt, macht etwas falsch. Der spürt nicht und weiss nicht, was im Unternehmen wie abläuft. Wir helfen den Stellen, ihre Ziele zu erreichen. Da geht es nicht um Kontrolle, sondern um Befähigung und Unterstützung. Wir brauchen die Zahlen als Basis, um etwas beurteilen zu können. Daraus ergibt sich eine Interpretation. Daraus werden Handlungsempfehlungen, sobald man mit den Units zusammenarbeitet. Ohne gesunden Menschenverstand, ohne Auseinandersetzung, ohne Ideen führen die Zahlen zu keiner Entwicklung.
 

Wenn Sie an Ihre Lernzeit und die Prüfungen zurückdenken: Welche Erinnerungen sind geblieben?

Sie: Die Vorbereitung zu zweit war Druck, hat uns aber auch angespornt. Wir haben uns gesagt: Noch ein Jahr und dann profitieren wir ein Leben lang. Noch sechs Monate, jetzt Gas geben und nachher profitiert man ein Leben lang ...
 

Er: Wir haben beide zur gleichen Zeit das Gleiche durchgemacht. Abends lernen, am Wochenende lernen, mit unterschiedlichem Lernstil und anderen inhaltlichen Stärken, aber mit dem gleichen Ziel.
 

Sie: Es gibt kein Buch, das ich nicht zusammengefasst habe. Darauf greife ich auch heute noch zurück. Ich brauche so viel von dem, was wir gelernt haben. Das hätte ich vorher nicht gedacht.
 

Er: Eine berufsbegleitende Ausbildung ist ziemlich hart. Man hat einen Job, ein Privatleben und parallel dazu die Schule. Da zeigt der Abschluss dann neben Fachkompetenz und Erfahrung auch Leistungsbereitschaft und Biss.

Letitia und Patrick Caminada

Direttissima – auf direktem Weg zum Ziel

In der Schweiz lernte die gebürtige Rumänin Letitia Caminada die Möglichkeiten der dualen Bildung kennen: via KV-Lehre und Fachausweis auf eine höhere Fachprüfung hinzusteuern. Heute ist sie Leiterin Controlling in der Klinik Seeschau, Kreuzlingen.

Zum Experten via Studium und Lehre

Patrick Caminada ist als Manager Business Customers & Wholesale Controlling bei Sunrise in Oerlikon tätig. Sein Bildungsweg führte an die ETH, von dort via elterlichen Betrieb zu einer KV-Lehre, bis er Betriebsökonomie studierte und danach das Controlling-Diplom in Angriff nahm.