«Dank dem Fachausweis im Finanz- und Rechnungswesen wurde ich zur Mandatsleiterin. Ich betreue jetzt eigene Kunden und trage entsprechend mehr Verantwortung.»

Jana Walker, Flüelen

Von der kaufmännischen Grundbildung zum Fachausweis

Jana Walker stellte ihre ersten beruflichen Weichen in eine kaufmännische Richtung. Während der Grundbildung entdeckte sie ihre Vorliebe für die Zahlen. Unterstützt von ihrem Arbeitgeber folgten gleich darauf die Weiterbildung zur Sachbearbeiterin im Rechnungswesen und zur Fachfrau im Finanz- und Rechnungswesen – abgeschlossen mit einem Notendurchschnitt von 6.0 und 5.8.

Es bedurfte nicht viel Überzeugungskraft, um Jana Walker für ein Interview zu gewinnen. An ihrem Arbeitsort mit Panoramasicht in Schwyz gibt sie gerne Auskunft zu den ersten, höchst erfolgreich absolvierten Etappen ihres Bildungs- und Berufswegs.

 

Ein toller Prüfungserfolg, herzliche Gratulation, Jana Walker! Was hat sich durch den Fachausweis für Sie am Arbeitsplatz verändert?

In unserem Unternehmen gibt es Funktionsstufen, die sich am Berufsabschluss orientieren. Eingestiegen bin ich in der Treuhand- und Revisionsgesellschaft Mattig-Suter und Partner als Assistentin. Mit dem Zertifikat als Sachbearbeiterin wurde ich am Arbeitsplatz zur Sachbearbeiterin, mit dem Fachausweis zur Mandatsleiterin. Ich betreue jetzt eigene Kunden und trage entsprechend mehr Verantwortung. Zudem erhielt ich die Möglichkeit, die Sitzleiterin in Altdorf während ihres Mutterschaftsurlaubs zu vertreten und an dieser Aufgabe wachsen zu dürfen.

 

Und das schon in ziemlich jungen Jahren ... Wie reagieren die Kunden auf Ihr Alter?

Das ist überhaupt kein Thema. Unsere Kundinnen und Kunden erwarten eine kompetente Beratung, mein Alter spielt dabei keine Rolle. Den Kundenkontakt schätze ich sehr. Ich habe Einblick in unterschiedlichste Betriebe, vom Gastrobetrieb über Dienstleistungserbringende bis hin zu diversen Handwerksbetrieben. Diese Abwechslung im Zusammenhang mit unseren verschiedenen Dienstleistungen macht die Arbeit sehr vielfältig.

 

Wissen Sie bereits, wie Ihr Berufsweg weitergehen soll?

In wenigen Tagen bin ich erstmals am Kaufmännischen Bildungszentrum Zug als Dozentin im Einsatz. Ich übernehme bei den Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeitern das Fach «Finanzielle Führung». Im Kanton Uri werde ich zudem Prüfungsexpertin in der KV-Grundbildung sein. Mal schauen, wohin das führt. Eine nächste fachliche Weiterbildung schliesse ich natürlich auch nicht aus (lacht)!

Sie haben Ihre Grundbildung mit Berufsmatura abgeschlossen. Kam da nie eine Frage in Richtung akademischer Bildung auf?

Es ging mir darum, eine gute Grundbildung mit Perspektiven zu haben. Schon im zweiten Lehrjahr war klar, dass die Zahlen mein Ding sind. Nach dem Lehrabschluss gab mir Mattig-Suter und Partner die Chance, in der Treuhandbranche Fuss zu fassen. Daneben wollte ich erst einmal meine Freizeit geniessen. Corona machte mir einen Strich durch die Rechnung – nicht so leicht, wenn man 18 Jahre ist. Deshalb kam die Weiterbildung im Finanz- und Rechnungswesen schneller als geplant. Der Job gefällt mir, das berufsspezifische und berufsbegleitende Element der Weiterbildung sprach mich an, weshalb sich die Frage nach Uni oder Fachhochschule gar nie gestellt hat.

 

Und wie erreicht man einen derart hohen Notendurchschnitt?

Mit Lernen, das lässt sich nicht einfach aus dem Ärmel schütteln. Ich habe von Anfang an viel Zeit investiert, aber das war es mir wert. In den letzten Monaten gab es dann nur noch ein Ziel: die Prüfung zu bestehen. Aus meinem Umfeld hörte ich oft, dass ich das mit links schaffen würde. Das ist zwar gut gemeint, hilft im Lernstress aber nicht wirklich. Ich war froh, mich mit Leuten austauschen zu können, die in der gleichen Situation steckten wie ich.

 

Gibt es für die Prüfungsvorbereitung ein allgemeingültiges Erfolgsrezept?

Während der Vorbereitung hätte ich gesagt: Alle Prüfungsserien durcharbeiten, um sich mit der Struktur der Aufgaben vertraut zu machen. In den Jahren nach dem Umstellen der Prüfungsordnung gibt es aber auch ein paar Überraschungen. Deshalb würde ich jetzt sagen: Sei auf alles gefasst und bleib flexibel!

 

Den Fluchtreflex sollte man also besser zu Hause lassen?

Definitiv (lacht)! Meine erste Prüfung lief super. Da ging ich raus und dachte: So kann’s gerne weitergehen. Am Donnerstagabend nach Lohn und Arbeitsrecht war die Laune etwas anders. Man muss jeden Prüfungsteil sofort hinter sich lassen, um sich auf das Kommende konzentrieren zu können. Sogar bei guten Erlebnissen ist das recht schwierig.

 

Und wie war das Gefühl am Schluss der Prüfungen?

Die letzte Prüfung war ein krönender Abschluss, auch sie lief mir sehr gut. Auf dem Heimweg dachte ich: Wenn das nicht gereicht hat ... Als der Prüfungsbescheid kam, habe ich es trotzdem fast nicht geschafft, mich einzuloggen. Ich habe so geschlottert (lacht)! Ein paar Tage vor der Abschlussfeier erhielt ich eine E-Mail, dass ich im Rang abgeschlossen habe. Die Nervosität stieg wieder an. Auch meine «Schuelgspänli» haben mitgefiebert – das war schön!

 

Gab es für Ihren Erfolg eine Selbstbelohnung?

Ja, ich habe mir ein Tattoo stechen lassen. Während der Weiterbildung hatte ich mir versprochen, dass ich mir das zum Abschluss gönne. Es ist ein Schmetterling geworden, ein Symbol für Freiheit. Die zwei Weiterbildungsjahre waren hart, aber ich habe schöne Erinnerungen und schaue jetzt mega glücklich auf diese Zeit zurück. Ich bin auch sehr dankbar für die Freundschaften, die sich ergeben haben. Wir sind regelmässig in Kontakt, eine solche Zeit schweisst zusammen.

 

Wie hat es sich angefühlt, wieder mehr freie Zeit zu haben?

In den ersten Wochen kam mir das komisch vor. Ich kam nach Hause und musste erst einmal überlegen, was ich aus dem Abend machen könnte. Ich bin ein sehr aktiver Mensch, es gibt keine Wochenenden auf der Couch. Im Sommer bin ich per Motorrad und zu Fuss in den Bergen unterwegs. Das Töfffahren hat mir geholfen, den Kopf vom Lernen freizubekommen. Auch auf den Bristen, meinem ersten 3000er, bin ich während der Weiterbildung gestiegen.

 

 

 

Seit Ihrem Fachausweis-Abschluss sind Sie Mitglied im Fachverband SwissAccounting – mit welcher Motivation?

Was ich über den Verband gehört hatte, war durchweg positiv. Das Veranstaltungsprogramm ist toll. Mein Arbeitgeber legt grossen Wert darauf, dass wir uns laufend weiterbilden. Ich werde sicher bald ein paar Seminare besuchen. Hinzu kommt natürlich der Professional-Bachelor-Titel – allein das ist schon Motivation genug für eine Mitgliedschaft.

Jana Walker, herzlichen Dank für das Gespräch!

Jana Walker